Mit allen Sinnen wahrnehmen

Wahrnehmung und Verbindung sind zwei besondere Schätze, die eng mit Deiner Gesundheit verbunden sind. Sie fördern die Körper-Geist-Balance und ein gut funktionierendes Nervensystem.

Wenn Du Deine Körpersignale und wer bzw. was Dich umgibt mit allen Sinnen wahrnimmst, unterstützt Du unbewusst die tief greifende, achtsame und gesunde Verbindung zwischen Deinem Körper und Geist, zu Dir selbst und Deiner Umgebung. Deine innere Stärke und Dein Selbstvertrauen profitieren davon. Dank dieser Basis kann Dein Gehirn die Eindrücke verlässlicher verarbeiten und angemessener auf mögliche Herausforderungen reagieren. Du bist resilienter und meisterst auch extremere Hürden.

Dauerstress, seelische oder körperliche anhaltende Leiden strapazieren die Körper-Geist-Balance. Du bist häufiger im Kopfmodus. Du nimmst Deinen Körper und die Umwelt anders, nur teilweise oder kaum noch wahr.

Schmerzt bspw. immer Dein rechtes Knie, driften Deine Gedanken wahrscheinlich ziemlich häufig zum Knie, oder? Du bist besorgt und weniger in der Gegenwart. Ständig kreist Du um dasselbe Thema. Du bist oft und lange mit der Analyse beschäftigt. Du bist gut darin, Dir alle möglichen Szenarien und Folgen auszumalen und darin kommen viele „wenn-ich-doch-nur-das-gemacht-hätte-Gedanken“ vor. Viele Katastrophengedanken, die höchst selten so eintreffen, erzeugen kleine oder größere Dramen. Andere Körpersignale oder Eindrücke aus der Umwelt werden nur unvollständig wahrgenommen.

Würde Dein Gehirn nun ein Bild von Deinem Körper malen, würde ein riesiges rechtes Knie das Bild bestimmen. Vieles andere, was Dich ausmacht, fällt aus dem Bilderrahmen. Darunter leidet die Vernetzung und Steuerung Deines Nervensystems und damit auch Deine Körper-Geist-Balance und Gesundheit.

We think too much and feel too little.

Gefühle und Gehirn

Dieses Zitat aus einem Film mit Charlie Chaplin erwähnte ich bereits in meinem letzten Artikel zum Thema Stress. Ich finde, es bringt meine Gedanken knackig auf den Punkt.

Wenn der Verstand das Ruder übernimmt, suggeriert er Dir, dass er alles unter Kontrolle hat. Er steuert Dich allerdings nur rational durchs Leben und ist entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Dabei greift er auf eingefahrene Gewohnheiten und Gedanken zurück, auch wenn sie unsinnig und ungesund sind. Sie nutzen die besten Autobahnen Deines Nervensystems. Mit deren Ausbau wurde bereits in Deiner Kindheit begonnen.

Bleibst Du in diesem Kopfmodus stecken, schwächst Du den Kontakt zu der Weisheit Deines Körpers. Körpersignale werden unsauber verarbeitet oder ganz ignoriert. Du distanzierst Dich von Deinem Körper und seinen Signalen. Das ist ein autonomer Schutzmechanismus, der gesund ist, wenn Du in Gefahr bist. Dauert er zu lange an, werden ungenutzte Nervenverbindungen wie die zu dem ein oder anderen Körpergefühl erst einmal lahmgelegt. Dein autonomes Nervensystem gerät aus der Balance.

Eine lang anhaltende Dysregulation schwächt Deine Gesundheit und macht Dich (noch) anfälliger für seelische und körperliche Krankheiten wie Depressionen, chronische Schmerzen oder Funktionsstörungen der Organe.

Stimuliere die Körper-Geist-Verbindung

Damit komme ich zurück zum Anfang meines Artikels: Wahrnehmung und Verbindung sind besondere Schätze. Nimm sie wieder mit ins Boot. Sie stärken Deine gesunde Selbstregulation und reaktivieren die schlummernden Nervenverbindungen der Körper-Geist-Verbindung. Spüre Deinen gesamten Körper und schwäche weniger gesunde Gewohnheiten und Gedanken. Körper und Gehirn erholen sich und das bringt auch Dein autonomes Nervensystem wieder mehr in die gesunde Balance.

Ein gut reguliertes Nervensystem unterstützt u. a.  Gelassenheit, Offenheit, Kommunikation, das Setzen von gesunden Grenzen, Klarheit, Entscheidungsfreudigkeit und Selbstvertrauen. Du wirst Herausforderungen und Stressreaktionen besser handeln können. Du fühlst Dich weniger getrieben. Ängste, Selbstzweifel, Stimmungsschwankungen, Verspannungen und Schmerzen  können besser angenommen werden und lassen nach. Dein Körper als auch Geist kommen immer wieder zur Ruhe. Deine Energie und Kreativität fließen. Deine Seele wird genährt😊.

Birgit Lenarz: Körper ist in der Gegenwart

Dein Körper ist immer in der Gegenwart.

Birgit Lenarz: Körper ist in der Gegenwart

Dein Körper ist immer in der Gegenwart.

Integriere Momente der Achtsamkeit, um Dein Nervensystem zu unterstützen. Lenke dafür Deine Aufmerksamkeit auf Deinen Körper und seinen Empfindungen. Dann verankerst Du automatisch auch Deinen Geist im Hier und Jetzt, denn der Körper ist immer in der Gegenwart.

Vielen hilft es in stressigen Situationen regelmäßiger kurze „Achtsamkeits-Pausen“ einzulegen, um bewusst die unterschiedlichsten Eindrücke aufzunehmen: Lausche in Deinen Körper und fühle. Was nimmst Du wahr? Vielleicht einen angestrengten und flachen Atem, Enge in der Brust, Schmerzen, Verspannungen im Kiefer und Halsbereich, nervöse Unruhe, Misstrauen, unterdrückte Wut, Angst etc.?

Bleibe mit der Aufmerksamkeit im Körper, um in der Gegenwart zu verweilen und den Geist zur Ruhe zu bringen. Lenke Deine Aufmerksamkeit auf die Ausatmung. Spüre die Füße auf dem Boden und erde Dich. Fühle auch andere Körperbereiche und verbinde Dich über die Augen und Ohren mit Deinem Umfeld.  Wohin wandert Dein Blick? Welche Geräusche nimmst Du wahr? Du kannst auch den Geruchs- und  Geschmackssinn einbeziehen.

Es ist weder das Eine noch das Andere, sondern das gleichzeitige Wahrnehmen und Verbinden.

Spüre trotz der anderen Sinneseindrücke weiterhin Deinen Körper. Es ist weder das Eine noch das Andere, sondern das gleichzeitige Wahrnehmen und Verbinden über den Körper und den Sinnen. Vielleicht kannst Du die ein oder andere Muskelpartie dabei bereits entspannen. Vielleicht spürst Du, wie Dein Atem müheloser fließt. Wenn Dein Verstand wieder dazwischenfunkt, ist das normal. Bringe Deinen Fokus wieder zurück zum Körper, zur Atmung und was Du über Deine Sinne in diesem Moment in Deiner Umgebung wahrnimmst.

Diese Übung kannst Du als Anker verwenden, egal wo Du bist. Auf diese einfache und natürliche Weise kannst Du Dein Nervensystem auch im Alltag regulieren. Durch Wiederholungen wird es Dir mit der Zeit leichter fallen, zum Körper und den Sinneswahrnehmungen zurückzukehren, dortzubleiben und Dich mit Dir selbst und Deiner Umwelt zu verbinden. Du erdest Dich, unterbrichst Dein Gedankenkarussell und bist in der Gegenwart.

Und auf der Matte?


Im Yoga werden das Spüren und Verbinden auf unterschiedlichste Weise angeregt. Dein Gehirn liebt es auf kreative Weise immer wieder eingebunden zu werden.

Ergänzender Tipp: Wer sich völlig zurückgezogen hat, sehr energielos ist, braucht häufig eher etwas, was den Kreislauf aktiviert und die Verbindung zur Außenwelt mehr einbezieht. Eine zu ruhige Praxis mit geschlossenen Augen könnte das Gedankenkarussell beschleunigen und kontraindiziert sein.

Natürlich gibt es zum autonomen Nervensystem und seinem Vagusnerv noch viel mehr unterstützende Ideen, die auch in meinen Yogatherapie-Sessions einfließen. Manche habe ich bereits in anderen Artikeln erwähnt. Es lohnt sich zu stöbern😊.